Windkraft in Biebergemünd
Meine politischen Ziele und Standpunkte
Die Themen Windkraft und Bau von Windkraftanlagen beschäftigen sehr viele Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde. Es ist selbstverständlich, dass ich als Bürgermeisterkandidat meinen Standpunkt hierzu darstelle.
Wenn ich mir jedoch anschaue, wie in Deutschland, eigentlich in ganz Europa, ein solch wichtiges Projekt angegangen wird, packt mich das kalte Grauen. Statt volkswirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund zu stellen und eine im Sinn von Umwelt und Mensch sinnvolle Lösung zu finden, steht für mich erkennbar der unreflektierte Neubau von Stromquellen und das kommerzielle Interesse klar im Vordergrund.
Ich vermisse eine klare Struktur, ich kann keinerlei Koordination erkennen und wichtige Fragen, zur Speicherung der gewonnenen Energie sind nicht beantwortet und der Ausbau intelligenter Netze kommt nur schleppend voran. Dies liegt jedoch nicht an möglichen Lösungen, sondern ganz klar an der fehlenden Steuerung durch Bund und Europäische Union. Ich bin der festen Überzeugung, dass man ein Projekt mit dieser Komplexität, diesem Umfang und der dahinterstehenden volkswirtschaftlichen Bedeutung nicht den Kräften des Marktes überlassen kann und darf.
Aus landschaftlicher Sicht sind diese Anlagen zweifelsfrei ein störender Fremdkörper im Landschaftsbild, gerade wenn es sich um Naturparks wie Spessart, Rhön oder Vogelsberg handelt. Es ist für mich nicht erkennbar, warum ausgerechnet Potentialflächen in solchen Naturräumen ausgewiesen wurden, ohne zu prüfen, ob die formulierten Ziele der Energiewende nicht auch auf andere Art und Weise erreicht werden können. Auch hier wird deutlich, wie dringend es einer Länder übergreifenden Steuerung bedarf.
Meiner Meinung nach sollten Planung und Bau von Windkraftanlagen solange zurückgestellt werden, bis deren konzeptionelle Notwendigkeit eindeutig nachgewiesen ist.
Als Bürgermeister bleibt nichts anderes übrig, als mit den rechtlichen Gegebenheiten und den Rahmenbedingungen umzugehen und zu versuchen, so lange und so gut wie möglich, Schaden von der Gemeinde und den Bürgerinnen und Bürgern fernzuhalten oder zumindest auf des geringste mögliche Maß zu reduzieren.
Da ich Realist bin, weiß ich, dass es unendlich schwer werden wird, beim Thema Windkraft zu einer halbwegs einheitlichen Haltung zu gelangen und diese dann gemeinsam gegenüber Kreis und Land zu vertreten. Aber es möge sich bitte jeder die Frage beantworten, ob es zur Solidarität der Kommunen untereinander eine echte Alternative gibt. Wenn nur eine Kommune ihre Prioritäten anders setzt, brechen Dämme und der Bau von Windkraftanlagen kann ungezügelt von statten gehen.
Parallel muss alles dazu unternommen werden, die gesetzgebenden Instanzen und überregionalen Planungsbehörden zu einer strukturierten Planung der Energiewende zu veranlassen. Diese muss alle Aspekte beinhalten und auch die Auswirkungen auf Lebensräume und den Menschen betrachten. Ob hierzu alleine die bereits bestehenden Gesetze und Regelungen des Natur- und Emissionsschutzes ausreichen, bezweifele ich.
Auf Initiative der Gemeindevertretung wurde als Organ des Parlaments die Kommission für Erneuerbare Energien Biebergemünd (KEEB) eingerichtet. Sie setzt sich aus jeweils 2 Vertretern der Fraktionen, dem Bürgermeister und dem Leiter des Bauamtes zusammen.
Ziel der KEEB war es von Anfang an sich mit dem Thema erneuerbare Energien in Gänze auseinanderzusetzen. Auch wenn das Thema Windkraft wegen seiner Aktualität die Arbeit der KEEB dominiert, so werden und wurden auch diverse andere Möglichkeiten und Verfahren und deren Anwendungsmöglichkeit in Biebergemünd diskutiert und deren Einsatz geprüft. Als Beispiel sei an dieser Stelle die Prüfung einer Anbindung der Ortsteile Wirtheim und Kassel an das Fernwärmenetz der Bioenergie Wächtersbach genannt. Leider konnte das Vorhaben aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht weiterverfolgt werden.
Zur Vermeidung des ungezügelten und nicht zu steuernden Ausbaus von Windkraftanlagen hat die KEEB mit Billigung des Parlaments beschlossen, einen eigenen Flächennutzungsplan aufzustellen. Ziel dabei war und ist, die Möglichkeiten für das Aufstellen von Windrädern so weit als möglich einzuschränken und vor allem Zeit zu gewinnen.
Für mich persönlich ist der größte und entscheidendste Vorteil dieser Vorgehensweise, dass die Gemeinde das Heft des Handelns selbst in der Hand hält. So kann die Gemeinde Art und Umfang der Gutachten, die für die Aufstellung notwendig sind, selbst beeinflussen. Die Alternative hierzu wäre gewesen, dass jedes Bauvorhaben nach der bestehenden Rechtslage abgearbeitet worden wäre. Ich bezweifle, dass dabei auch nur annähernd der Aufwand getrieben worden wäre, den die Gemeinde Biebergemünd hier getrieben hat. Die KEEB hat in den vergangenen Jahren in einem gesellschaftlich anspruchsvollen Thema – ohne substantielle Hilfe von Kreis und Land – einen inhaltlich hochwertigen und transparenten Diskurs über die Ausweisung von Vorranggebieten für die Windkraftanlagen und der komplementären Flächen zum Ausschluss von Windkraftanlagen geführt
Im Ergebnis liegt jetzt eine in ihrer Dichte und fachlichen Tiefe bemerkenswert ausführliche und aussagekräftige Kartierung der Gemarkung Biebergemünd vor, die als Grundlage für den Flächennutzungsplan und dessen Rechtssicherheit von großem Vorteil sind. Dabei konnten wichtige und ergänzende Erkenntnisse der örtlichen Naturschutzorganisationen mit einfließen.
Der Plan wurde bisher noch nicht dem Regierungspräsidium zur Genehmigung vorgelegt, weil die Bewertung immer noch im Fluss ist und die in Frage kommenden Flächen kontinuierlich reduziert werden. Derzeit stehen für den Bau von Windkraftanlagen nur noch rund 1 % Gemarkungsanteil den vom Land vorgesehenen Gemarkungsanteil von rund 10.7% gegenüber. Das entspricht bereits einer Reduzierung der ursprünglich vorgesehenen Flächen von über 90 %.