Herausforderung demografische Entwicklung
Meine politischen Ziele und Standpunkte
Bis zum Jahr 2050 wird die Bevölkerung in Deutschland nach allen seriösen Prognosen um rund sieben Millionen Menschen auf insgesamt 75 Millionen Einwohner schrumpfen. Schon in den nächsten Jahren werden die demografische Entwicklung und der fortschreitende Strukturwandel unsere Gesellschaft spürbar verändern.
Weit dynamischer als bei der Bevölkerung insgesamt wird die zukünftige Entwicklung in den einzelnen Altersgruppen verlaufen. So werden sich bei einer insgesamt rückläufigen Bevölkerungszahl langfristig die Anteile der Bevölkerungsgruppen unter 60 Jahren deutlich verringern. Gleichzeitig wird die Zahl der über 60-Jährigen stark ansteigen.
Strukturwandel und Bevölkerungsrückgang sorgen innerhalb Deutschlands für einen härter werdenden Verteilungswettbewerb zwischen den Standorten, dem sich auch Biebergemünd stellen muss, wenn es seine hohen Standards halten will.
Für mich ist der Umgang mit den Auswirkungen des Demografischen Wandels und das sich hieraus ergebende, notwendige Gegensteuern, die zentrale politische Herausforderung der kommenden Jahre.
Das heißt:
- Bewahren der vorhandenen und schaffen notwendiger sozialer Infrastruktur, durch Engagement der Gemeinde beim Bau von Gemeinschaftspraxen und Sozialzentren
- Erhalt und Sicherung des flächendeckenden Angebots zur Betreuung von Kindern über den gesamten Betreuungszeitraum hinweg
- Stärkung und Unterstützung des Vereinswesens
- Ausrichtung der Wohnraum- und Baulandpolitik auf die Herausforderungen des demografischen Wandels
- Erhalt und Verbesserung des Freizeitangebots zur Attraktivitätssteigerung des Wohn- und Gewerbestandorts Biebergemünd
- Ausbau des ÖPNV-Angebots
- Verbesserung der Versorgungssituation und des Dienstleistungsangebots
- Implementierung neuer sozialer und generationsübergreifender Projekte
- Das heißt für mich, das Erreichte sichern und die Gemeindestrukturen kontinuierlich anpassen und verbessern.
Bei den Prognosen zur Altersstruktur liegt Biebergemünd im allgemeinen Trend. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren liegt aktuell etwa 16 %, wird aber bis 2030 voraussichtlich auf 14% sinken. Der Anteil der 45-64 Jahre alten Menschen in unserer Gemeinde liegt 2015 bei noch fast 35% und wird aber bis 2030 deutlich auf etwa 28% sinken.
Dem entgegen steht ein deutlicher Anstieg der Bevölkerungsgruppe zwischen 65 und 79 Jahren, die von heute 14,5 % auf 22 % bis 2030 steigen wird.
Auch der Anteil der über 80-jährigen wird von etwa 5% auf 7,5% steigen.
Die nachstehende Tabelle zeigt die Bevölkerungsentwicklung in Biebergemünd, differenziert nach den für eine strukturelle Betrachtung relevanten Altersgruppen:
Diese Entwicklung zeigt, dass auch bei der Ausrichtung der Rahmenbedingungen und der infrastrukturellen Angebote ein politisches Umdenken in Richtung der sich wandelnden Altersstruktur erfolgen muss.
Was kann Biebergemünd also tun?
Damit dieser Trend in Biebergemünd zumindest abgeschwächt werden kann, sind familienpolitische Maßnahmen notwendig, die verhindern, dass die Entscheidung für Kinder starke negative wirtschaftliche oder soziale Auswirkungen für Eltern haben. Monetäre Leistungen, wie das Kindergeld, die einen Teil der zusätzlichen Ausgaben für die Kinder übernehmen, sind meiner Meinung nach hierfür allein nicht ausreichend. Vor allem für gut qualifizierte junge Mütter ist es vorrangig wichtig, dass sie weiterhin am Arbeitsmarkt aktiv bleiben und ihre berufliche Entwicklung nicht unterbrechen müssen. Hierfür ist von der Krippe bis zur Betreuung von Schulkindern eine Betreuungsinfrastruktur notwendig, die einen ausreichenden zeitlichen Spielraum für die Erwerbstätigkeit schafft.
Biebergemünd hat hier in den letzten Jahren sehr viel getan und insbesondere das Betreuungsangebot im U-3-Bereich deutlich erweitert.
- Als Bürgermeister werde ich mich dafür einsetzen, dass das vorhandene Betreuungsangebot erhalten und bei Bedarf angepasst wird. Entwicklungs- und Ausbaupotential sehe ich noch im Hortbereich, wo ich gemeinsam mit dem Schulträger das Angebot weiter verbessern möchte.
- Als Arbeitgeber und Chef einer Verwaltung sehe ich mich in der Verantwortung, auch familienfreundliche Arbeitszeit- und Karrieremodelle anzubieten. Als Stichworte können hier flexible Arbeitszeitgestaltung, Telearbeit und Führung in Teilzeit genannt werden.
Ich bin der Überzeugung, dass Gemeinschaftspraxen hier ein Modell sind, um die Attraktivität von Arztpraxen auf dem Land zu steigern.
- Als Bürgermeister werde ich mich daher dafür einsetzen, dass die Gemeinde sich beim Bau von Gemeinschaftspraxen finanziell engagiert und diese Form der ärztlichen Versorgung unterstützt.
- Ich sehe den Bedarf von mindestens zwei dieser Gemeinschaftspraxen, die strategisch sinnvoll auf Biebergemünd verteilt sein sollten. Die Nutzung von Arealen in den Ortskernen erscheint mir dabei ideal.
Aber nicht nur die die ärztliche Versorgung, sondern auch die medizinischen Angebote im Pflegebereich spielen bei Überlegung für Maßnahmen zum Umgang mit dem Demografischen Wandel eine wichtige Rolle.
In der auf Initiative der Gemeindevertretung durchgeführten Befragung der Biebergemünder Bevölkerung zum Thema „Wohnen im Alter“, hielten 62,5% der Teilnehmer an der Umfrage die Erweiterung des Angebotes an Kurzzeit- und Tagespflege für sehr wichtig. Das Vorhandensein solcher Einrichtungen als Ergänzung und Unterstützung der privaten und häuslichen Pflege werden also in Zukunft einen entscheidenden Standortvorteil darstellen.
- Als Bürgermeister sehe ich es als meine Aufgabe an, mit Anbietern im Pflegebereich im Kontakt und Austausch zu bleiben, um die Rahmenbedingungen für ein Engagement solcher Dienstleistungsunternehmen zu schaffen.
- Sofern dies sinnvoll und geboten ist werde ich mich dafür einsetzen, dass solche Einrichtungen auch durch ein gemeindliches Engagement gefördert und ergänzt werden.
Voraussetzung ist, dass die Gemeinde hier eine Steuerungsfunktion übernimmt und die Neuordnung der für eine sinnvolle Entwicklung zu kleinen und schlecht erschlossenen Flächen selbst betreibt. Das Ganze natürlich nur auf freiwilliger Basis und mit dem ausschließlichen Ziel, durch Arrondierung die Attraktivität der Flächen zu steigern und sie zum Beispiel für das Engagement von Investoren im Bereich Wohnungsbau und Sozialeinrichtungen interessant zu machen.
So können in den Ortskernen auch für junge Menschen attraktive Grundstücks- und Wohnflächen entstehen. Mit einer zielgerichteten Baulandpolitik eignen sich gerade die Ortskerne meiner Meinung nach aber auch hervorragend, um im öffentlichen Interesse Angebote für altersgerechtes und generationsübergreifendes Wohnen realisieren zu können. Auch hier war die Umfrage unter unserer Bevölkerung eindeutig und das Interesse an solchen Wohnformen eindeutig erkennbar.
- Der politische Fokus bei solchen Projekten sollte nach meinen Vorstellungen auf „inklusiv statt exklusiv“ liegen. Sozial schwache Bevölkerungsgruppen sollen genauso wie Menschen mit Behinderung, gegebenenfalls durch eine finanzielle Förderung, Zugang zu solchen Wohneinrichtungen erhalten.
In gemeinschaftlichen Lebensräumen, wie beispielsweise Mehrgenerationenhäusern, kann durch die Vielfalt, den Austausch und das Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner ein buntes und solidarisches Leben entstehen. Das Verständnis der Generationen füreinander wird gefördert. Dabei gilt: Jeder hat das Recht, sich zurückzuziehen und individuell zu leben, kann aber in anderen Zeiten auf die Gemeinschaft zurückgreifen und dazu beitragen. Wichtig ist, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sich gut aufgehoben, akzeptiert und als Teil dieser Gemeinschaft fühlen.
Gemeinschaftliche Wohnformen fördern nicht nur die Solidarität, sondern schaffen durch das Aufeinandertreffen und den dadurch entstehenden Austausch der verschiedenen Generationen die Plattform für Lösungen und Innovationen, die unsere Gesellschaft auch im Großen voranbringen können.
- Als Bürgermeister werde ich die notwendigen Rahmenbedingungen (Erstellung von „Richtlinien zur Revitalisierung der Ortskerne“) permanent weiter entwickeln.
- Für die Umsetzung solcher Projekte werde ich gezielt auf potentielle Investoren wie Wohnungsbaugesellschaften oder -genossenschaften zugehen.
- Ich werde für diese Art des Wohnens werben und in der Verwaltung eine Anlaufstelle einrichten, bei der sich interessierte Bürgerinnen und Bürger vor Ort informieren können und unterstützt werden.
- Ich werde bei Vergabe und Verkauf der Flächen darauf achten, dass entstehende Wohnungen barrierefrei sind und Anpassungen auf individuelle Bedürfnisse erlauben. Bei Neubauten sollten bestehende technische Möglichkeiten (Kommunikationssysteme, medizinische Unterstützung) berücksichtig werden, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben auch im Alter zu fördern und zu ermöglichen.
- Mein Ziel ist, auch für junge Menschen ausreichend Raum zu schaffen. Denn für das Gelingen solcher Wohnformen ist eine altersmäßige Durchmischung und eine große Vielfalt bei den Bewohnerinnen und Bewohnern wichtig.
- Ich werde mich in der Gemeindevertretung für die notwendige politische Unterstützung solcher Projekte werben. Ich möchte eine politische Vision entwickeln, die gemeinschaftliche Wohnformen und gute Konzepte fördert und unterstützt.
Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang aber auch dem vielfältigen Vereinsleben in unserer Gemeinde zu. Hier wird die Gelegenheit geboten, den unterschiedlichsten Freizeitaktivitäten gemeinsam mit Gleichgesinnten nachzugehen. In ihrer vielfältigen Jugendarbeit leisten die Vereine einen wichtigen Beitrag für die dörfliche Gemeinschaft.
- Als Bürgermeister werde ich daher für den Erhalt der Natur als wichtigen Naherholungsraum einsetzen und deren ökologisch sinnvolle und vertretbare Nutzung für touristische Zwecke vorantreiben.
- Die Unterstützung unserer Vereine ist mir ein wichtiges Anliegen. Es ist daher selbstverständlich, das Engagement der Vereine für das Allgemeinwesen durch den Bau und den Unterhalt der für Vereinszwecke notwendigen Anlagen zu unterstützen.
- Das gilt auch für die Unterstützung der Vereine bei der Suche und Ausbildung von qualifizierten Betreuern und Trainern gerade im Jugendbereich.
Struktur des ÖPNV
Eine immer älter werdende Bevölkerung verliert zwangsläufig auch an individueller Mobilität. Da es nicht in allen Fällen möglich sein wird, die für die täglichen Bedarfe notwendigen Einrichtungen in unmittelbarer Nähe aller Bürgerinnen und Bürger bereitzustellen, braucht es Alternativen zum Individualverkehr und zur Versorgung der Bevölkerung.
Derzeit orientiert sich die Ausrichtung des öffentlichen Nahverkehrs sehr stark an den Bedürfnissen der Schülerbeförderung. Dies auf der einen Seite aus der Notwendigkeit, die überregionalen Bildungseinrichtungen für Schüler erreichbar zu machen und andererseits aus der weitgehenden Finanzierung solcher Verbindungen durch Dritte.
Diese Grundstruktur des öffentlichen Nahverkehrs muss über eine Flexibilisierung der Verkehrsmittel auf die sich ändernden Bedürfnisse einer älter werdenden Gesellschaft angepasst werden. Möglichkeit hierfür könnte beispielsweise die verstärkte Installation von Rufbussen oder Ruftaxis sein.
Auch wenn Biebergemünd grundsätzlich gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden ist, so fehlen doch noch einige Verbindungen gänzlich und darüber hinaus Verknüpfungen zwischen bereits bestehenden Verbindungen. Auch bei der Abstimmung des Fahrplantaktes zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln lassen sich nach meiner Wahrnehmung noch Verbesserungen erzielen.
- Mein politisches Ziel ist es, ausreichend öffentliche Mittel bereitzustellen, um als Gemeinde zusätzliche und individualisierte Beförderungsmöglichkeiten anbieten zu können.
- Ich halte es für notwendig, die Bürgerinnen und Bürger über bereits vorhandene und neue Angebote entsprechend zu informieren, um die Ausnutzung solcher Angebote zu verbessern.
Verbesserung der Versorgungssituation
Die Versorgung eingeschränkt mobiler Menschen kann durch spezialisierte Dienstleister und privates Engagement verbessert werden.
In der Umfrage zum Wohnen im Alter haben sich fast 84% der Teilnehmer für die Organisation von Dienstleistungen interessiert.
- Bei der Verbesserung der Versorgungssituation der Bevölkerung kommt der Gemeinde eine Koordinationsaufgabe zu. Daher werde ich eine Anlaufstelle einrichten, über die der Bedarf für solche Dienstleistungen gemeldet werden kann.
- Gleichzeitig sollen sich hier Anbieter für Dienstleistungen in diesem Bereich, egal, ob privat oder gewerblich, melden können, um Nachfrage und Angebot in der Anlaufphase eines solchen Projekts zu koordinieren und zusammenzubringen.
Solche Treffen sind heute schon ein wichtiges Element des Vereinslebens, können aber durch die Einrichtung so genannter Generationentreffs ergänzt werden. Über den Ansatz und die Ziele solcher Einrichtungen habe ich mir aktuell zahlreiche Informationen besorgt.
Im Kern lässt sich die Idee hinter diesen Projekten mit folgenden Thesen zusammenfassen:
- Es motiviert, wenn man Gemeinschaft erleben und gemeinsam etwas schaffen kann, sich als Person angenommen fühlt, andere unterstützen und selber Unterstützung erfahren kann.
- Der Austausch mit anderen Generationen ist eine positive Erfahrung, die zu einem besseren Verständnis der Gesellschaft führt und offen macht für Neues.
Zur Motivation von Jung und Alt solche Generationentreffs zu besuchen, ist ein „konkreter Nutzen“ als Einstiegstor wichtig. Dies kann beispielsweise das Angebot zur Fahrradreparatur oder eine Hausaufgabenbetreuung sein.
Für die Umsetzung solcher Projekte ist zunächst nur ein kleiner Kern von Aktiven wichtig, die sich gemeinsam motivieren, ein Konzept entwickeln und „den Stein ins Rollen bringen“.
Warum sollte der Bürgermeister einer Gemeinde hier nicht die Initiative ergreifen und als „Motor“ mit seiner Verwaltung das Initial setzen und organisatorische Hilfe leisten? Auch für die entsprechende Bekanntmachung und Bewerbung einer solchen Initiative könnte die Gemeinde unterstützend tätig werden.
- Als Bürgermeister würde ich die Aktivitäten einer solchen Initiative durch eigenes Engagement unterstützen und mich selbst einbringen.
- Ich würde versuchen, die lokale Presse und die ortsansässigen Unternehmen für die Idee zu gewinnen.
- Innerhalb der politischen Gremien würde ich dafür werben, dass sie Generationentreffs unterstützen, indem gemeindliche Räume in zentraler Lage zur Verfügung gestellt werden.
- Ich würde mich dafür einsetzen, dass Politik und Verwaltung unterstützende Rahmenbedingungen für die Generationentreffs schaffen, indem z. B. finanzielle Unterstützung, Versicherungsschutz für Aktivitäten gewährt werden.
Für Biebergemünd und auch für mich wäre das ein weitgehend neuer Weg. Ihn zu gehen und auszuprobieren und damit eine neue und unbekannte Brücke zwischen Alt und Jung zu schlagen, ist für mich eine spannende Herausforderung.